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Editorial (in German)
Gallery – Yearbook of the Slovak National Gallery in Bratislava 2004/2005
Der vorliegende Band des Jahrbuchs der Slowakischen Nationalgalerie (SNG) mag im Vergleich zu seinen Vorgängern etwas untypisch erscheinen. Nicht nur Umfang und Inhalt weichen von den vier vorigen Jahrgängen ab: Zum ersten Mal nutzen wir die Gelegenheit, das Jahrbuch mit den Beiträgen einer internationalen Tagung zu füllen, ebenfalls zum ersten Mal erscheint es seines erweiterten Umfangs wegen nach einer längeren Vorbereitung als Doppelnummer für die Jahre 2004 und 2005. Die regelmäßigen, die Tätigkeit der einzelnen Abteilungen der Galerie betreffenden Rubriken sowie die Jahresberichte für beide Jahre sind dabei – wie gewöhnlich – am Schluß des Bandes veröffentlicht.
Das internationale Kolloquium Gotik in der Slowakei und ihr mitteleuropäischer Kontext, das als Schlußveranstaltung des Projektes Geschichte der slowakischen bildenden Kunst – Gotik zwischen 17. und 20. März 2004 stattgefunden hat, stieß sowohl beim einheimischen als auch beim ausländischen Publikum auf unerwartet großes Interesse und mediale Aufmerksamkeit. Es ist gelungen, hervorragende Referate von Kolleginnen und Kollegen aus Polen, Deutschland, Österreich, Ungarn, Tschechien sowie aus der Slowakei für das Programm der Konferenz zu gewinnen. Für unsere Verhältnisse äußerst lebhaft erschienen ebenfalls die an Fragen und Kommentaren reichen Diskussionen zwischen einzelnen Sektionen, welche während der Exkursion zu den bedeutendsten gotischen Denkmälern in der Zips und der Ostslowakei fortgesetzt werden konnten. Die Teilnahme zahlreicher Studentinnen und Studenten der Kunstgeschichte sowohl aus Trnava als auch aus Bratislava hat uns besonders erfreut, ebenso die Präsenz der Kolleginnen und Kollegen aus den benachbarten wissenschaftlichen Disziplinen. In diesem Jahrbuch werden daher die meisten der vorgetragenen Referate, erweitert in Form wissenschaftlicher Aufsätze mit Anmerkungsapparat und notwendigen Abbildungen, veröffentlicht. Zwar haben leider vier Referenten ihre Vorträge bis Redaktionsschluß nicht abgegeben, andererseits werden hier auch Texte publiziert, die im Rahmen der Tagung nicht vorgetragen wurden: Zum einen ist dies der Beitrag zur Biographie des bedeutendsten Propstes des Preßburger Kapitels, Georg Peltel von Schönberg (Miriam Hlavačková), zum anderen eine übersichtliche Studie zur Problematik der Grabmal-Kunst im Gebiet der heutigen Westslowakei und benachbarten Regionen (Pál Lövei). Mit einer gemeinsam verfaßten Rezension reflektieren Zuzana Všetečková, Dana Stehlíková und Dalibor Prix das Projekt der SNG – Gotik, im Rezensionsteil wird auch die Besprechung eines der letzten Bücher des Instituts für Kunstgeschichte der Slowakischen Akademie der Wissenschaften publiziert.
Wie bereits erwähnt, findet mit der Veröffentlichung der Kolloquium-Beiträge das SNG-Projekt Gotik seinen Abschluß. Für eine ausführliche Bilanz ist an dieser Stelle freilich nicht der Platz, der wissenschaftliche Beitrag des Projektes oder seine Mängel wurden in einigen Besprechungen bereits erörtert (wohl mit unterschiedlicher Tiefe oder Kompetenz), ein paar Buchrezensionen im Ausland befinden sich in Vorbereitung. Nahezu 20 000 Besucher haben die Ausstellung gesehen, was für „slowakische Verhältnisse“ bei einem heimischen Ausstellungs- und Buchprojekt eine sehr hohe Zahl ist, die mit einiger Zuversicht in die Zukunft blicken läßt. Die Kapitel des (mittlerweile restlos vergriffenen) Buchs werden regelmäßig in der Fachliteratur zitiert. In diesem Zusammenhang ist es nur zu bedauern, daß es aus finanziellen Gründen nicht möglich war, dessen englische oder deutsche Ausgabe vorzubereiten.
Schon der Titel des Kolloquiums deutet darauf hin, daß es in den kommenden Studien in erster Linie um die „internationalen“ bzw. „überregionalen“ Aspekte gotischer Kunst geht. Freilich, die Themen der 30 Referate können die mit der Interpretation der gotischen Kultur in der Slowakei verbundene Problematik allein nicht abdecken, von den benachbarten Gebieten ganz zu schweigen. Es geht eher um Beispiele diverser methodischer Möglichkeiten, welche von den Erörterungen großer Stilphänomene (z. B. in den Texten von Zoltán Gyalókay oder Romuald Kaczmarek), über Interpretationen einzelner, konkreter Werke in Bezug auf chronologische (Štefan Oriško), Werkstätten betreffende (Milada Studničková, Hana Hlaváčková) oder gar allgemeine zeitgenössische Stilzusammenhänge (Milena Bartlová, Lothar Schultes), bis hin zu inhaltlichen Deutungen reichen. Die auf dem Kolloquium vorgestellten ikonographischen oder motivischen Analysen (Ivan Gerát, Katja Mieth und Marius Winzeler, Silke Geppert oder Gábor Endrődi) mußten zwangsläufig über den Horizont eines „national“ definierten Staatsgebildes hinaus gehen – sei es im Sinne der modernen politischen Geographie, also der heutigen Slowakei, oder aber auch im Sinne der historischen Geographie, also des mittelalterlichen Ungarn. Die Diskussionen unter den Referenten sowie die Reaktionen des Publikums haben bestätigt, daß die gotische Kunst der Slowakei ein relevantes Gebiet der internationalen Forschung ist – und offenbar lange noch bleiben wird. Ein Gebiet, das sowohl eine Reihe neuer Themen, als auch Gelegenheiten zur Revision der bisherigen Erkenntnisse sowie Erprobung neuer methodischer Ansätze bietet.
Schließlich ist es mir eine angenehme Pflicht, mich bei allen Autorinnen und Autoren für die Ausarbeitung ihrer Referate zu bedanken. Der Generaldirektorin, den Kolleginnen und Kollegen aus der Slowakischen Nationalgalerie gilt mein Dank für die Möglichkeit, diese Texte in ihrem ungekürzten Umfang im Jahrbuch der SNG zu publizieren (womit notwendigerweise eine große Portion Geduld bei der Vorbereitung dieses Bandes verbunden war). Ľuba Maceková und Zuzana Ludiková sorgten zusammen mit dem Team der Programm-Abteilung der SNG um einen reibungslosen Ablauf des Kolloquiums, Luďka Kratochvílová nahm neben zahlreichen anderen Pflichten die Last der Redaktions-Korrekturen sowie der Kommunikation mit den meisten Autorinnen und Autoren an sich, wofür sie besonderen Dank verdient.
Das Profil des kommenden Jahrbuchs – 2006 – wird von Beiträgen aus den Gebieten Architektur, Design und Kunstgewerbe geprägt sein.
Dušan Buran, Editor
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